Sitze am See. Urlaub. Allein. Kopf frei, entspannt und ruhig. Sehr ruhig.
Der Tag neigt sich bald dem Ende zu.
Sitze im Schneidersitz, direkt am Wasser. Meine Trommel liegt in meinem Schoss.
Ich warte auf den richtigen Moment. Auf das besondere Gefühl. Wasser, Erde, Sonne, Holz, Stein umgeben mich. Allein und doch nicht allein. Mein Körper schaukelt, der Rhythmus baut sich auf. Ich bin ganz im Hier und Jetzt. Ich bin.
Ich beginne zu trommeln. Zart sacht, rhythmisch und ganz von alleine bewegen sich Körper und Hände. Ein melodischer Rhythmus entsteht. Bin tief wie das Wasser, hell wie das Funkeln der Sonnenstrahlen im Wasser, geerdet, lebendig und klar. Ich trommle ohne Unterbrechung, zeitlos, liebevoll und spüre dazu die Energien, die um mich herum und in mir fließen. Gefühlsintensiv beginnt sich alles zu verbinden.
Was das Auge als getrennt wahrnimmt, löst sich auf. Es gibt kein Wasser und keine Erde mehr, kein Stein und keinen Sonnenstrahl, selbst mein Wesen ist ein Teil dieser Energie. Es ist, als ob alles zusammen ein großes Ganzes ergibt. Ein mächtiges Eins.
Eine unbeschreibliche Form des Gebens und Erhaltens entsteht, eine zarte, fließende Berührung mit allem was ist. Ich fühle unermessliche Dankbarkeit. Es ist groß(artig) und doch bis ins kleinste Elektron nachvollziehbar. Spürbar, gedankenlos, zeitlos und gigantisch. Der Raum löst sich vollständig auf. Alles ist eins. So sehr nur dieses Eine. Präsent ist nur noch dieses natürliche Eine, so, dass man gar nicht zu verstehen vermag, wie man die Welt jemals anders wahrnehmen konnte.
Ich weiß nicht wie lange ich schon trommle, die Sonne ist schon sehr tief. Eine Stunde, vielleicht sogar zwei. Ich stoppe, denn dieser Gedanke von Zeit und Raum holt mich schlagartig und ungeniert wieder in die Realität zurück, in diese, mir nur zu gut bekannte Dualität. In die Welt, die ich mit meinen Augen erfasse und gern als einzig real empfinde. Ich stoppe und versuche irgendwie zu diesem Moment zurückzufinden. Zu diesem intimen Austausch und schließlich zur Verbindung allen Seins.
Und aus der Stille wird mir plötzlich bewusst, dass es nichts zu erreichen gibt. Es gibt kein Hier und Dort. Es ist kein paralleles Universum oder irgendein anderes schwer erreichbares, oder undefiniertes Ziel. Kein Schnick-Schnack, keine große Kunst. Es ist immer da, und obwohl es für unsere Augen unsichtbar ist, ist das weder Bremse noch Hindernis. Es ist einfach da, spürbar, erlebbar und klar. Wenn man es einmal gefühlt hat, und das ist ganz leicht, braucht es keinen Namen mehr, selbst wenn es über viele Generationen hinweg, hunderte von Namen erhalten hat. Weltweit führen Menschen immer noch Kriege, weil jeder denkt den Richtigen Namen geschaffen und damit Recht zu haben. Doch nach diesem Erlebnis weiß ich, man braucht nur Namen und Worte, um es, wie ich hier, zu beschreiben. Das Erleben selbst geht ganz ohne Worte.
Kassandra
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